Ein (Schul-)Educamp – und das soll Spaß machen?

Jetzt-auch-m.it/ war das Schlagwort, das alles ermöglichte, eben auch mit Kinder beim Barcamp für Bildungssüchtige. Fortbildungen, in denen Kinder geduldet sind oder zu denen sie mitgebracht werden, weil sonst die Eltern nicht teilnehmen können, habe ich als Mutter schon mannigfaltig erlebt. Worin sollte also auch das Besondere liegen, dass das Educamp jetzt-auch-m.it/ Kindern sei? Im Grunde doch schade, wenn es vorher für Eltern nicht zugänglich war, weil es keine Betreuungsideen gab.
Gibro führte mich lange vor dem Event im Herbst über das Geländer und zeigte mir den Fußballkäfig, die Bowlingbahn, das Schwimmbad und die Jugenddisko. Natürlich wusste ich sofort, wenn ich schon meine Kinder zu einem Barcamp schleppen werde, weil ich dahin will, dann haben sie hier wenigstens ein Unterhaltungsprogramm, mit dem sie selbst Spaß haben können. Ich war von seinem Rundgang und den Möglichkeiten für alle Teilnehmer begeistert. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass wir gar keine Teilnehmer sondern Teilgeber seien werden. Auf jedem Barcamp lerne ich dazu, selbst bei den Details sind noch einige Punkte zu vergeben.

Was genau ist ein Educamp? (siehe Video)  Diese Frage wurde mir schon so oft gestellt, immer wenn ich für das Barcamp Werbung schlug. Eigentlich ist es ganz einfach, da denken Bildungsbegeisterte oder Bildungssüchtige, die in der Regel an neuen Medien und deren Nutzung für die Bildung interessiert sind, über die Möglichkeiten und Grenzen und Formen von Bildungsräumen nach, diskutieren neue Ideen oder zeigen sich neue Methoden oder Tools aus dem E-Learning-Sektor. Diesmal – so sagte Gibro – ginge es um außerschulische Lernbereiche. Doch wer kann schon vorher sagen, was für Themen die Camper besprechen wollen und wofür sie sich begeistern. Und dann die große Überraschung, die Mehrzahl der Teilgeber waren also Lehrkräfte! Die Themen entstammten so dann schnell wieder innerschulische Lernbereiche. Außerdem ist ein Barcamp der Lernort jener, die dort hinkommen und sie bestimmen maßgeblich, was sie machen wollen. Allerdings glaube ich, dass nach 48 Stunden Barcamp dennoch so viel Möglichkeiten ungenutzt geblieben sind, dass man durchaus ein Barcamp in Hattingen wiederholen könnte, damit all die anderen Bereiche zum Einsatz kommen: Fußballkäfig, Sauna als Leseraum, Gymnastik und Yoga, Bogenschießen, Kletterwand, etc.

Wenn Lehrer und Kinder und Jugendliche zusammentreffen, dann nennt man das Schule. Im Grunde war dieses Barcamp dann ein Schul-Educamp? Nein, auf keinen Fall, denn es passierte etwas ganz anderes, was ich in dieser Form nur an einem anderen Ort erlebt habe. Als ich in der Kommune Niederkaufungen in Kassel war, behandelten die Erwachsenen die Jugendlichen oder Kinder wie andere Menschen, die schon erwachsen genug sind, „normal“ behandelt zu werden. Das klingt eigenartig, deswegen will ich das erklären. Es gibt zwei Arten, wie Erwachsene auf Jugendliche und Kinder reagieren:

  1. Möglichkeit eins ist, sie zu verzuckern, weil sie so putzige Ansichten haben, so süß sprechen oder überhaupt ganz niedlich sind. Dinge werden ihnen möglichst „kindgerecht“ vermittelt und vor einigen Dingen müssen sie verschont werden.
  2. Möglichkeit zwei ist, dass sie von Erwachsenen bevormundet werden, dass ihnen die Welt erklärt wird und das mit erhobenen Lehrerzeigefinger. Der Tonfall zeigt bereits, dass der Lehrer es weiß und sich nicht selbst als Suchender zu erkennen gibt; der Lehrer vermittelt die richtige Sicht und die richtige Methode, die Schüler sind die Idioten, die nicht richtig verstehen oder nicht richtig lernen wollen. So sieht zumindest die Realität an unseren Schulen häufig aus, allerdings der Gerechtigkeit halber, nicht nur da.

Nach meiner Erfahrung verhalten sich die meisten Erwachsenen Jugendlichen und Kindern gegenüber überheblich, wissend und autoritär. Als ich vor vielen Jahren in Kaufungen war, dachte ich ernsthaft darüber nach, dort zu leben, damit die Kinder in einer wertfreieren Atmosphäre großwerden können.

Und nun begann das Educamp. Ich bereitete mich im Geiste darauf vor, dass ich meinen Kindern Zaumzeug anlegen müsste, denn meine Kinder sind wilde, laute, kribbelige, eigenwillige und verspielte Freigeister, die dadurch oft bei Erwachsenen anecken. Doch ich dachte, dass ja auch andere Kinder dort sein werden und deswegen auch meine Kinder mit denen werden abziehen wollen. Es kam anders. Wie in Kaufungen kamen auf dem Educamp Menschen zusammen, groß und klein, die sich als Lerner und Interessierte begegneten, es machte gar kein Unterschied, ob ich als Erwachsener an einer Session teilnahm, die ein Kind angeboten hatte oder ob ein Kind an einer Session teilnahm, die von einem Erwachsenen angeboten wurde. Ich weiß von meinen Kindern, dass sie sich unglaublich wohl gefühlt haben und so am liebsten nur lernen wollen. Sie bieten eine Session an, wenn sie das wollen, und da kommen andere hin. Oder sie gehen zu einer Session und niemand stört es, wenn sie wieder rausgehen, wenn es nichts für sie ist. Mir erzählten sie von Sessions, von denen ich gedacht hätte, dass sie ihnen zu theoretisch sind. Sie beteiligten sich nicht nur in den Sessions, sondern auch bei der Planung, als der Praktikant von Gibro eine Session zum Spielentwickeln anbot, widersprach Elias und meinte, es gäbe ein besseres Programm als das genannte und erklärte ihm kurz, welches er meinte und wie es funktioniert. In der Planung wollten sie dann die Session gemeinsam leiten.

Von einer Session möchte ich euch erzählen, denn da war ich direkt dabei. Meine Tochter Lucy (10) war schon sehr müde, hatte schon vieles zu verdauen gehabt, und hing mir im Arm, während Tine und Gibro in ihrer Session das Podcasten erklärten. Ich dachte, dass Lucy sich gleich gelangweilt davontrollt, doch sie blieb und nahm an der ersten Aufnahmerunde teil. Wie setzten uns dafür die Kopfhörer mit Mikro auf und hörten uns in einer Klarheit sprechen, die fremdartig war. Vermutlich wurden alle Nebengeräusche raus gefiltert und wir konnten so dem konzentrierten Klang der eigenen Stimme lauschen. Lucy war begeistert und überlegte direkt, was sie damit machen konnte. Sie fragte Gibro, was sie dafür braucht, damit sie loslegen kann. Er erklärte ihr, dass welche Apps und welche Computerprogramme dafür nötig wären. Um ihr das zu erklären, setzte er sich auf einen Stuhl und begab sich direkt auf Augenhöhe. Seine Stimme hatte keinen Lehrerklang, sondern sie hörte sich an, als erklärte er mir das. Sie sagte, dass sie sich das so auf keinen Fall merken würde und er ihr das aufschreiben soll, weil sie nichts zu schreiben hätte. Er begab sich auf die Suche nach einem Block und Stift und schrieb ihr alles nochmals auf, wobei er bei jedem Wort eine kurze Definition verbal und schriftlich hinzufügte. Lucy kommentierte die Krakelschrift und ich mischte mich zum ersten Mal ein, sagte, dass ich das entziffern könnte. Gibro nickte dazu nur und fragte sie, ob sie alles verstanden hatte. Abschließend meinte er noch, dass sie nachfragen könnte, wenn sie sich an den Tools ausprobiert hat, dann würde er ihr helfen. Ich fand es sehr angenehm, die beiden zu beobachten, denn ich kenne diese Umgangsform von nur sehr wenigen Menschen. Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass ich genau diese Form des Umgangs bei diesem Educamp ausschließlich gesehen habe. Die Kinder waren gleichberechtigte Lerner und Interessierte.

Was wäre ich für eine Bildungssüchtige, wenn ich nicht direkt überlegen würde, was das für mich und meine Funktion als Lehrerin an der Schule bedeutet. Das setzt sich aus zwei Modulen zusammen:

  1. befasse ich mich zurzeit intensiver mit Gewaltfreier Kommunikation oder – wie ich das schöner ausgedrückt finde – mit wertschätzender Kommunikation. In dieser Kommunikationstheorie geht es darum, dass wir die Gedanken von Autorität und respektvollem Verhalten wie es die gesellschaftliche Norm vorsieht zu Gunsten einer verstehenden Kommunikation fahren lassen. Übrigens war mein Erstkontakt mit dieser Theorie auf meinem ersten Barcamp von der AdZ-Regionalgruppe, die von Gibro geleitet bzw. inszeniert wurde. Das Konzept der wertschätzenden Kommunikation ist das Verstehen des anderen und damit das Auflösen von Barrieren. Weshalb uns das so schwerfällt, liegt an den entstandenen Verletzungen und daraus resultierenden Gefühlen, die als eigenständige Mechanismen in uns wirken. Da mein Schulalltag von Störungen und Unterbrechungen durchsetzt ist, da ich meinen Stoff sowieso nur in Zeitlupe durchbekomme, fehlte mir selbst ein Werkzeug, wie ich bei mir bleiben konnte, wie ich auf die Bedürfnisse der Jugendlichen und Kinder eingehen konnte ohne meine eigenen Bedürfnisse aus dem Blick zu verlieren.
  2. denke ich, dass ich mich noch intensiver auf die Jugendlichen und Kinder als Mitlerner einlassen kann, dass ich ihnen deutlicher signalisieren sollte, nicht allein zu wissen, was gut oder richtig ist. Ihnen dann auch selbst den Prozess des Lernens bewusst zu machen, wäre nochmals hilfreich. Es gibt auch in meinem Unterricht noch zu oft das Dozieren als Tonfall, selbst wenn ich das gar nicht beabsichtige. Mir dessen nochmals bewusst zu werden und darauf Einfluss zu nehmen, dafür war dieses Miteinanderlernen des Educamps sehr hilfreich.

Dahinter steckt die Frage, ob ein anderes Lernen für die jüngeren Generationen irgendwann einmal möglich wird, doch da steht dieses Educamp wie eine Vision. Visionen sind möglich, wenn auch manchmal nur in der Phantasie. Ich will denken und träumen, dass irgendwann für meine Enkelkinder diese Vision vom Lernen wahr werden kann.

Danke, liebe Educamper

Bis Stuttgart

Scarlett / #casamial

 

Die reine Idee und nichts als die Idee: Schule Utopia

Ein vorgeschobener NACHTRAG (Oktober 2014): Zurück im Bildungsbunker Schule weiss ich, dass es ein Irrtum war zu meinen, dass der Leistungsgedanke langsam aus den Köpfen verschwindet. Es wird doch noch ein bisserl dauern, bis die von mir infiltrierten Jugendlichen zu Eltern wurden, die sich das System nicht mehr gefallen lassen wollen. Inzwischen haben wir noch stärker angepasste und systemhörigere Eltern, als vor zehn oder fünfzehn Jahren. Erst, wenn gar nichts mehr geht, fangen diese Eltern irgendwann an zu denken und das System zu hinterfragen, dann aber haben sie Kinder, die sich dem System nicht beugen lassen, wie ich das auf dem Educamp in Hattingen 2014 bei einer betroffenen Mutter und Lehrerin mitbekommen habe.

Auch an der Freien Schule in Bochum zieht der Geist der Leistung durch die Eltern gelenkt stärker ein, er sitzt inzwischen den Lehrern im Nacken und flüstert böse Gedanken wie „mehr Hausaufgaben“, „mehr Leistungskontrolle“, „mehr Standarts“, „Noten“… Traurig, dass die Eltern wirklich glaube, wer viel leistet, wird deswegen auch Manager eines großen Konzerns.

Die Idee ist dennoch brauchbar. Wenn ich eine Idee gefunden habe, wie ich sie zur Verfügung stellen kann, ohne dass sie kommerzialisiert wird, dann publiziere ich sie. Ich brauch noch ein bisserl Zeit. DANKE

 

Hallo zusammen,
auf dieser Reise (siehe Sabbatreise) wollte ich vor allem die Idee eines alternativen Schulsystems aufschreiben.
Die Idee hat sich vor einigen Jahren aufgedrängt, sie schien es wert, dass sie festgehalten wird und dass sich andere Geister daran den Kopf zerbrechen, wie das gehen mag. Ja, die Idee hat viel Potenzial und ist auch sicher noch modifizierbar (welche ist das nicht?), doch die Entscheidung muss an einer anderen Stelle getroffen werden, ob wir unsere Schulen radikal verändern oder nicht.

Allerdings denke ich an den Spiegelartikel zur „Anlauttabelle“ und „Schreib-ruhig-wie-du-willst“, den ich noch im vergangenen Jahr gelesen habe. Derjenige (Dr. Jürgen Reichen?), der damals federführend war, bedauert heute, dass er selbst so strenge Lehrer gehabt hatte und deswegen die kreative Freiheit ausgerufen hatte. Als meine Tochter in die Schule kam, da hatte ich schon die Schüler in meinem Schulfach „Deutsch“, die Opfer der Anlauttabellen waren: Rechtschreibkatastrophen, vor allem für Kinder, die keine Zeit für Genauigkeit haben und so schnell Ideen entwickeln, dass sie das kaum noch aufschreiben können. Bei meiner jüngsten Tochter war ich sicher nicht böse, dass sie vor der Anlauttabelle schon schreiben und lesen konnte. In der Universität hab ich gelernt, dass angewöhnte Fehler sich schwerer berichtigen lassen, als wenn man es von Anfang an anders lernt. Die Idee also war gut, der Wunsch hatte ein heroisches Ziel, doch das Ergebnis hat Konsequenzen für die Rechtschreibung auf Jahrzehnte.
Diese Gefahr gibt es bei meiner Idee auch, ist sie doch nur ein Gedankenkonstrukt, dass genau deswegen zentrale Denkschwächen aufweisen kann. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Zeit der reinen Leistungsbemessung in Deutschland speziell und in Europa allgemein bald vorbei ist und dann Alternativen geschaffen werden müssen, die für den Menschen menschlich sind. Eingedenk, dass wir keine Maschinie sind, sondern soziale, fühlende, kreative oder sich ausdrückende Wesen sind, die nicht allein für die zu erbringende Leistung leben, hat diese Idee eine Chance verdient.

In meinem Text verzichte ich auf Diskussionen zum jetztigen Schulsystem, denn – so stellte ich mit dem Abstand durch meine Reise fest – jede Diskussion zu unserem Schulsystem scheitert systemimmantent wie Luhmann sagen würde. Ich kann mit Lehrern und anderen Menschen der Institution Schule über Veränderungen diskutieren, doch meist kommt dabei heraus, was sich wer gewünscht hätte, was er oder sie erlebt hat und wie er sich dabei fühlt. Will ich anderen von der Idee erzählen und starte mit dem jetzigen System, so kann ich sicher sein, dass ich die Idee gar nicht erzählen kann, denn vorher höre ich, was positiv oder negativ für den Betreffenden war, wieso Lehrer zu viel verdienen und warum ein härteres Durchgreifen nötig ist. Das Thema „Schule“ ist derart stark mit persönlichen Erfahrungen und Erwartungen verknüpft, dass jedes sachliche Gespräch im Vorfeld schon unmöglich wird – zumindest aus meiner Sicht. Also beginne ich bei der Idee selbst, erzähle von dem, was für mich die Schule Utopia ausmacht und schon verändert sich das Gesamtbild. Das habe ich eben auch für den Text gemacht, nur das Notwendigste erklärt, damit jeder ihn verstehen kann. Aus dem Grund ist er 14 Seiten lang. Falls ein Leser meint, dass ich noch an einer Stelle zu polemisch oder zu kritisch bin, die Stelle schaue ich mir gern daraufhin nochmals an. So versteht bitte auch die Leseprobe weiter unten.
Ich möchte in erster Linie die Idee in den Raum stellen.

Jetzt bekommt ihr nur einen Auszug, denn ich muss es noch rund machen, Fehler korrigieren, Anhang versäubern, Fußnoten ergänzen. Gerade letzteres kann ich nicht von unterwegs, da benötige ich meine Unterlagen.

Das Konzept des offenen Schulsystems

Ein offenes Schulsystem, in dem die Kinder und Jugendlichen selbst ihre Lerninhalte und Lernschritte bestimmen, braucht einen Rahmen und braucht Angebote durch Menschen, die das können. Freiräume eröffnen bedeutet also nicht notwendig Chaos und Anarchie. Es ist also die erste Annahme, dass auch Kinder, die Wahlmöglichkeiten haben, nicht unbedingt faul sind und nichts tun wollen. Kinder wollen genauso wenig gesagt bekommen, was sie tun müssen und sollen wie Erwachsene und wehren sich ebenso zunehmend in ihrer Schullaufbahn. Wenn von uns Erwachsenen diese Entscheidungsmöglichkeit wieder eingeräumt wird, hat das zur Folge, dass die Kinder nicht mehr gelangweilt im Klassenraum sitzen, sondern sich für ihre Interessen engagieren können. Die Konsequenz ist allerdings ein Umbau und eine Neustrukturierung der Schule.

  1. Konsequenz: Raumstruktur wandelfähig
  2. Konsequenz: Lehrer frei wählbar
  3. Konsequenz: Lernzeit frei wählbar
  4. Konsequenz: Lerninhalt frei wählbar

Lernen braucht verschiedene Bedingungen wie Raum, Motiv, Vorbild, Verankerung und Anwendung. Wenn es keine Schule gäbe, würden die Kinder von älteren Geschwistern und Nachbarskindern lernen, sie würden sich bei den Erwachsenen rumtreiben, sich was abgucken und das dann nachmachen. Von Kindern lernen Kinder am schnellsten und zwar auch Sozialverhalten, Rangordnung und Verantwortung. Das ist das erste, was in Schule Utopia eingeführt wird: Lernen in altersgemischten Gruppen. Dadurch steht für die Kinder und Jugendlichen im Vordergrund, mit jenen gemeinsam zu lernen und / oder zu arbeiten, mit denen sie zusammen sein wollen.

Wenn lernen erfolgreich sein soll, dann entsteht entweder Freude und Vergnügen beim Lernen oder die Angst vor den Konsequenzen durch das Nicht-Lernen dominiert das Denken. Freude am Lernen erlangt man aus verschiedenen Gründen: die Beziehung zwischen Lerner und Lehrer, die Dosierung der Aufgabe, die Motivation für den Lerner, der Inhalt, die Möglichkeit des Selbstmachens oder Abschauens. Soweit die Theorie.

Für Kinder und Jugendliche ist ein Motivator bestimmt durch die Freunde, mit denen sie gemeinsam lernen können und Zeit verbringen wollen. Es gibt ihnen das Gefühl von Sicherheit. Deswegen gehen die Kinder in die Schule, weil sie dort ihre Freunde treffen. Diese Motivation lassen wir gelten und nutzen sie, denn letztlich lernen Kinder und Jugendliche schneller voneinander. In Schule Utopia lernen die Kindern und Jugendlichen in altersgemischten Gruppe, die sie sich nach inhaltlichen oder sonstigen Motiven aussuchen können. Langfristig ergeben sich daraus ebenfalls die typischen gruppendynamischen Prozesse, vielleicht aber nicht in dieser störenden Form des geschlossenen Systems, weil die Kinder und Jugendlichen eine eigene Motivation mitbringen. Für die Lerner hat es einen weiteren anderen Vorteil. Langsame Kinder dürfen langsam lernen und häufig wiederholen, schnelle Kinder schnell und es gibt keine Springer und keine Sitzenbleiber, denn es gibt keine Klassenverbände.

Ebenso kann es für Lerner und auch Lehrer ein eigenes Erfolgskonzept sein, wenn sich die Lerner ihre Lehrer selbst zusammenstellen. Die Beziehung zum Lehrer ist ein Motivationspunkt mehr. In der Regel wissen Kinder und Jugendliche ganz genau, was sie von einem Lehrer zu erwarten haben, was er ihnen beibringen kann und weswegen sie ihn schätzen oder ablehnen. Die Qualitäten eines Lehrers sind dabei völlig unterschiedlich. Gleichen teils hat jeder Lehrer seine Schwächen, was den Kindern und Jugendlichen ebenso bekannt ist. Weil die Kinder und Jugendlichen genauso verschieden sind wie die Lehrer, bin ich davon überzeugt, dass kein Lehrer derart abgelehnt wird, dass er fortan keine Kinder und Jugendlichen mehr unterrichten wird. Kommt es vereinzelnd vor, dann bedarf es gesonderter Aufmerksamkeit, damit sowohl dem Lehrer als auch dem Lehrbetrieb geholfen werden kann. Eltern, die Institution Schule sowie jede einzelne Schule weiß von Lehrern, die überfordert sind, die persönliche Probleme mit in den Unterricht nehmen und die kaum den Stoff vermitteln können, für den sie angestellt wurden. Anstatt dies stillschweigend zu akzeptieren und zu hoffen, dass es schon nicht so schlimm wird, könnte man diese Schwierigkeiten im Sinne der Sache und im Sinne des menschlichen Miteinanders angehen und dem Lehrer helfen, soweit das möglich ist. Letztlich gibt es immer eine Möglichkeit, solange das Interesse für den Beruf und für den Lehrbetrieb prinzipiell gegeben ist, sich als Lehrkraft einzubringen. Ich stelle mir vor, dass die Lerner über die unterschiedlichen Kursangebote sprechen werden, wer sie leiten wird und welche Erfahrung man mit diversen Lehrern gemacht hat. Angebot und Nachfrage bestimmen sich gegenseitig, es gibt Rückmeldungen durch die

Damit kommt ein weiterer Motivationspunkt hinzu, nämlich der Lerninhalt. Als Erwachsener ist es für mich möglich, mich in den Bereichen von den Anbietern meiner Wahl zu dem Zeitpunkt meiner Wahl weiter zu bilden. Passt mir das nicht, kann ich mit dem Institut besprechen, wie für mich die Ausbildung passender ist. Das ist möglich, weil ich es bezahle. In der Schule sind manche Lerninhalte nur das Mittel für die Methoden oder die sogenannten Softskills, die gelernt oder erlernt werden sollen, manche Inhalte gehören zum kanonischen Bildungsstand, manche Inhalte sind lediglich Anschauungsmaterial. Ich kann zum Beispiel keine Sprache lernen, ohne dies an irgendeinem Inhalt zu tun. Lerninhalte sind jedoch nicht in Unterrichtsfächer eingeteilt. Selbst wenn ein Kind das Unterrichtsfach Deutsch im Allgemeinen mag, heißt das nicht, dass jeder Lerninhalt für das Kind gleich interessant ist. Daraus ergibt sich die Frage, was Lerninhalte eigentlich sind, die sich Kinder und Jugendliche selbst aussuchen können sollten.

Ein Lerninhalt kann zum Beispiel sein, sich mit der Epoche der Römer auseinanderzusetzen, weil wir ihre Spuren heute noch in unserer Kultur entdecken können. Wenn Kinder interessiert sind an der Geschichte, wenn Kinder interessiert sind an Kultur oder an dem, was sie über diese alte Kultur wissen, dann könnten sie sich für diesen Kurs anmelden. Damit wäre in diesem Fall allerdings erst der Lerngegenstand beschrieben, eine Auseinandersetzung ist noch nicht näher definiert. Angenommen ich wollte mit den Lernern zusammen eine Ausstellung im örtlichen Museum zu den Römern machen und spezialisiere mich auf die Spuren der Römer in der örtlichen Geschichte, dann hätte ich einen Lerninhalt für ein Projekt.

Schlussendlich kann ein Motivationspunkt  auch der Ort sein. Vermutlich bezeichnet diesen Aspekten prozentual nur einen kleinen Einfluss auf die Entscheidung, wenn mehrere Kurse zur Wahl stehen. Allerdings darf der Raum nicht unterschätzt werden, denn seine Wirkung besteht auch unterschwellig. Für Schule Utopia gilt, dass es viele verschiedene Funktionsräume gibt, die sich in ihrer Art von den üblichen Schulklassenräumen unterscheiden. Die meisten Räume an dieser Schule sind leere Arbeitsräume, in denen man Stühle finden kann, die aber ansonsten freie Arbeitsfläche bieten.

Das verändert die Schule in dem Maße, dass sie nicht allein der Aufbewahrung von Heranwachsenden dient, sondern dass sie für die Ausbildung der jungen Menschen innerhalb der Region verantwortlich wird. Darin liegt die Chance, sich die regionalen Firmen, Institutionen und Kulturstätten nutzbar zu machen, um stärker praxisorientiert zu lehren und zu lernen.

Im Folgenden schildere ich, was die Schule Utopia in den Bereichen Abschluss, Arbeitsaufwand, Entlastung für Lehrer und Lerner, Schulalltag, Möglichkeiten für die Region sowie die Projektarbeit von der bisherigen Schule unterscheidet.

Das war der Auftakt zur Schule Utopia. Wenn ich fertig bin, dann kommt hier der Text zuerst hin.

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Leere vor der Reise

Hallo,

gestrandet scheint dieser Blog. Versandet im Netz.

Allein mir fehlt es an Zeit für eine ordentliche Datenpflege. Lebensumstände verändern sich, so auch meine und die haben an der Zeitschraube gedreht. Zurzeit zähle ich die Monate und im Grunde nur noch die wenigen Wochen, bis ich mein Sabbatical antreten werde. Wenn ich also Zeit habe,  plane und organisiere ich die Reise durch Westeuropa mit meinen Kindern.

Was aber all den Plänen und die Ideen für das Schulsystem betrifft, so bin ich frohen Mutes, endlich daraus ein gesammeltes, in sich schlüssiges Kompendium zu machen. Daraus würde ich gern ein echtes E-Book machen wollen. Aus meiner Sicht ist ein E-Book die Auflösung der Pappdeckel, des klaren Anfangs und Endes des Buchdrucks. Schriftsteller haben schon von je her gewußt, dass eine Geschichte nicht endet, nur weil das Buch zugeklappt wird, so wie der Maler weiß, dass eine weiße Leinwand nicht leer ist. Das E-Book kann diese Dimension der Vernetzung schaffen, was dem Buch nicht gelingt; seit Kindl oder Tablet ist es auch vorbei mit der heiligen Buchdomäne, nur Papierbücher könne man unterwegs lesen. Ich denke auch, dass das Internet eine neue Dimension des Austausches ermöglicht und deswegen ein E-Book nicht einfach ein Buch mehr sein kann.

Das Thema meiner Arbeit ist die Idee eines neuen Schulsystems, das sich den Strukturen und den neuen Bedingungen anpassen kann und nicht veraltet neben der Gesellschaft vegetiert, weil es kein besseres System gibt. Wenn ich diese Idee in die Welt gelassen habe, als Buch, als E-Book und überhaupt, kann ich endlich der Schule nach und nach den Rücken zudrehen, denn dieses System höhlt meine Lust am Lernen und Lehren vollständig aus. Hauptsächlich bin ich der Meinung, braucht man zum Lernen seinen Eigensinn und den findet man durch Spielen, durch Experimentieren und durch Fragen. Und ich bin selbst am meisten für das Spielen: Theater, Spiele, Rollen … Und da seh ich meine Perspektive, weniger an einer Schule mit Fächern…

In diesem Sinne schließe ich nun erst einmal diesen Blog, arbeite mit dem Inhalt weiter und präsentiere euch in 1,5 Jahren das Ergebnis. 🙂

Bis dahin, bleibt mir gewogen

Scarlett

Doodlen mit Eltern

Jahhhhuuuuu, da haben doch schon direkt vier Elternteile angebissen und gedoodelt, wenn das kein Erfolg ist.

Zurzeit läuft mit den Schülern der Klasse 7 das Internetprojekt: Was das Internet noch so für Nützlichkeiten anbietet neben Facebook und Co. Es ist eine ernste Herausforderung, mit stark und stärker Pubertierenden Freiräume zu beschreiten, die der derzeitige Schulbetrieb überhaupt nicht kennt.
Für diese Woche steht das DOODLEN auf dem Programm, damit auch die übrigen Eltern ihre Termine selbständig im Griff haben. Ich bin frohen Mutes, wenn schon 1% der Elternschaft das Doodlen ohne Hilfe schafft. :))

Liebe Grüße
Scarlett

CC – Das hab ich gebraucht! Abgesang an das Copyrightgefühl

am 12. November 2011 traf sich die ADZ-Regionalgruppe, womit ich angefüllt mit neuen Anregungen die für mich neueste und wichtigste Errungenschaft ausprobieren muss: CREATIVES COMMONS …
Wieso gab es das nicht schon früher? Wieso bewegte ich mich so lange im gefährlichen Fahrwasser des allgemeinen Kopierens? Wie kann ich das nur übersehen haben?
Vor vielen Jahren hab ich schon damit angefangen, unter meine handgeschriebenen Kurzgeschichten das Copyrightzeichen zu setzen. Irgendwann mit ungefähr Dreißig veränderte sich mein Denken, denn eigentlich kann ich nichts schaffen, was ich selbst aus mir heraus produziere. Selbst ein Baby benötigt zumindest noch eine Zutat, damit es in meinem Bauch wachsen kann. Wenn man sehr lange und gründlich darüber nachdenkt, dann mischt den Genus doch der Werdegang, die Lehrer, die zufälligen Verbindungen, die Gespräche über Inhalte und so weiter. Nichts wird in einem einsamen Kämmerlein geboren.
Als ich das verstanden hatte, habe ich aufgehört, dass Copyrightzeichen ernstzunehmen und setzte es nicht mehr unter meine Werke, war sehr freigiebig und nahm offenen Herzens. Allerdings – und das ist der Wermutstropfen – wusste ich doch immer, dass manch einer davon leben muss, von seinen (Ge-)mein(schafts)Produkten, und dass nicht alle diesen Denkprozess durchlaufen, weil sie vielleicht nie etwas in durchdiskutierten Nächten mit anderen zum Leben erweckt haben, worauf sie allein nie gekommen wären. Und auch gibt es Menschen, die ihre Erfolge nur mit ihrem Namen versehen auch feiern können. Also befand ich mich bis gestern in einem moralischen Dilemma.
Als Lehrer darf man ja mal „klauen“, ist für einen guten Zweck, so hab ich mir gesagt. Ich tue es ja nicht für mich. Als dann Gutenberg die Menge aufbrachte, dachte ich mir, dass jemand wie er es nicht nötig haben müsste, sich anderer Ideen zu bedienen. Da war es wieder, dieses Dilemma, sich selbst auch außerhalb des Copyrights zu bewegen, dafür dann andere kaum anklagen zu können, auch wenn es noch so anders zu bewerten sei.
Und dann erklärte Guido (ich glaube, gar nicht zum ersten Mal, aber diesmal mit AHA-Effekt), was mich rettet. Wenn andere ihr Copyrightgefühl pflegen wollen, ich aber nicht, dann muss ich mich mit den Menschen austauschen, die auch dieses Copyright-Gefühl nicht im vollen Umfang brauchen, ohne mich noch länger dafür schlecht zu fühlen. DAS ist für mich Demokratie.
Mit diesem Sieg blieb nur noch eins zu tun, ein Auseinandersetzen mit der Software, das Lesen und Finden und Verstehen der Links und Co.

Und für alle, die es noch nicht selbst kennen, setz ich doch noch schnell mal hier den Link ein:
http://creativecommons.org/licenses/

Danke Guido, das war eine wichtige Bereicherung für mein creatives Arbeiten.

Und … das Logo hab ich auch schon rechts veröffentlicht. 🙂

Aussichtslos ein neues Jahr starten?

Nichts ist so demotivierend wie die Desillusion von Idealen.  Mir kommt es so vor, als trete ich auf der Stelle und bewege nicht mal was bei meinen Schülern. Von Eltern, Lehrern und Politikern, die Entscheidungen treffen ganz zu schweigen.  Was mich so desillusioniert hat, ist die Schule, an der ich arbeite. Nach außen sieht sie sehr refomwillig und offen aus, aber das ist nur Farbe, die auf die kaputtesten Teile der Schulmaschine geschmiert wurde – liebev oll, wie ich zugeben muss, denn es hat mich geblendet. Ich glaube nicht mehr daran, dass sich unser Land dazu entscheiden kann, die Schulmaschine als kaputt und für dieses Gesellschaftssystem untauglich anzuerkennen, damit an ihre Stelle eine für die Gesellschaft passendere Maschine treten kann. Diesen Glauben verloren zu haben, macht mich melancholisch und zwingt mich zu einer Entscheidung, denn ich war nicht an Sicherheit interessiert, als ich diesen Job auswählte.

Momentan denke ich ganz oft, dass ich noch zwei Jahre diese Maschine – diese kaputte – bedienen muss, dann kann ich mich ein Jahr um meine Familienmaschine kümmern, die ich ohnedies sehr vernachlässige, wegen dieser Schulmaschine, die ja kaputt ist. Und dann kann ich von einer tadellosen neuen laufenden Maschine träumen und sie mir konstruieren, wie ich will.

Diese Stimmung vermeidet einen erfolgreichen Output in diesem Blog; ich komm zurück … keine Frage. 🙂

LG, Scarlett

Medieneinsatz im Unterricht – neue Medien im Unterricht

Eine ganz gewöhnliche Deutschstunde: Erarbeitung eines Textes. Was steckt drin in dem Text? Wie lassen sich die Informationen so anordnen, dass ich darauf zurückgreifen kann?
Wir begannen mit einer Tabelle und haben in dieser thematisch sortiert, worüber der Inhalt des Textes informiert. Gesammelt wurde auf der Folie, weil wir das sicher noch brauchen – dachte ich. Und natürlich wurden wir nicht fertig. Der Rest war dann eine Wochenplanaufgabe. Nach einer Woche hatten die wenigsten genau das eine Blatt, auf dem sie die Tabelle abgeschrieben und weitergeführt hatten. Der OHP streikte auch. Also musste ich die Tafel vollschreiben, deren Platz war endlich. Ich war darüber sehr verärgert und dachte an das ADZ-NRW-Wochenende, als Gibro dachte, dass doch jedem auffallen müsse, dass siche eine Tafel als Sammelmedium schlecht eignet.
In einer anderen Klasse wollte ich aus Fabeln Geschichten schreiben lassen, die die Gefühle und Gedanken der Tiere zu den jeweiligen Situationen zeigen. Dazu sollten sie in die Rolle eines Tieres schlüpfen und die gleiche Geschichte aus seiner Sicht schreiben.
„Versteh ich nicht. Wo kommen da denn die Gefühle hin?“
„Wieso Handlungsschritte? Gibt es die nicht nur in Sagen?“
„Wieso schreiben Sie den oben an der Tafel weiter?“
Wie aber nimmt man an der Tafel einen Text auseinander, um einen anderen dazwischen zu schieben? Am Smardboard könnte ich dem Schüler zeigen, was die einzelnen Handlungsschritte sind, wo da Gedanken und Gefühle gezeigt bzw. geschrieben werden können, was ein Wendepunkt ist und was passiert, wenn ich einen ganz anderen einfüge. Ich selbst hab das doch auch nicht in der Schulzeit verstanden, wenn der Lehrer was von Wendepunkten erzählt hat. Verstanden hab ich das erst, als ich selbst in meine Geschichten Wendepunkte eingefügt habe. Mir hat das ja auch keiner zeigen können. *grumpf

Dann traf ich im Lehrerzimmer auch noch auf einen Kollegen, der erzählte davon, was für eine tolle Ausstattung an seiner letzten Schule vorhanden war. Ich wollte das gar nicht hören.

Mein Hoffnungsschimmer: Ein DVD-Rekorder mit USB-Stick, den ich in den Klassenschrank einsperren kann (samt CD-Player der Englischlehrerin), ein Handy, mit dem ich im Netz recherchieren kann und einen Beamer für den Jahrgang, mit dem ich das dann vom Laptop zeigen kann. Problem: das Netbook ist zu langsam, der Beamer ist vom Jahrgang nicht gekauft und …

Dominoeffekt: Was Freiwilligkeit des Unterrichtbesuchs nach sich zöge. (Ein Gedankenexperiment)

Wenn man im Schulsystem eine einzige Sache verändern würde, so hätte das auf das ganze System seine Auswirkung. Wenn eine Veränderung wie bei dem nachfolgenden Gedankenexperiment herbeigeführt wird, wie lässt sich dann solch eine Idee überhaupt anstossen? Ich erhebe hier nicht den Anspruch, entgültige Weisheiten zu formulieren, vielmehr geht es um ein Gedankenexperiment. Jeder ist mir willkommen mit seinem Kommentar, der sich an diesem Experiment beteiligen will (statt es vielleicht nur zu kritisieren oder als unmöglich abzutun).

Jetzige Situation: Zurzeit lernen Kinder im Klassenverband in Fächern unterteilt Inhalte, die im Curriculum zu finden sind. Auffällig ist, dass man ca. 20 – 40 % der Schüler und Schülerinnen trotz Methodenwechsel und Medieneinsatz nicht dazu motivieren kann, sich mit dem Lerninhalt auseinanderzusetzen. Genauso gibt es in jeder Lerngruppe Schüler und Schülerinnen, die trotz des Störverhaltens anderer Mitschüler unbedingt lernen wollen. Immer wieder hört man als Lehrkraft, dass diese Schüler auch ein Recht auf den Unterricht und dazu passende Lernmöglichkeiten haben. Es gibt eine Verpflichtung zum Unterricht, weil es auch eine Aufsichtspflicht seitens der Schule gibt. Zusammengefasst heißt das: Zwar will die Schule dem Heranwachsenden ermöglichen, einen Abschluss zu machen und zu diesem Zwecke etwas zu lernen, doch Vorrang vor der individuellen Förderung hat die Aufsichtspflicht während der Schulzeit. Verständlich, wenn man davon ausgeht, dass die Kinder versorgt sein sollen, damit die Eltern arbeiten können. Wenn wir diesem unwilligen Schüler seine Unlust zugestehen, dann müssten wir für ihn und seinesgleichen einen beaufsichtigten Aufenthaltsbereich zubilligen, damit die anderen Kinder und Jugendlichen lernen können.

Machen wir ein Gedankenexperiment: Stellen wir uns eine Schule vor, die dreizügig ist. Ab der fünften Klasse geht es los. So bräuchten wir schon mindestens zwei verschiedene Aufenthaltsbereiche, denn Schüler der Klasse 5 und 6 stehen in einer anderen Entwicklungsphase als Schüler der Klasse 8 – 10, Kinder des Jahrgang 7 steckt dazwischen. Diese Freizeitbereiche werden jeweils von Erziehern ganztägig betreut. In unserer Schule fällt der Essbereich des Mittagstisches in diesen Freizeitbereich, damit Platz gespart werden kann. Dabei sind die Aufenthaltsbereiche multifunktional zusammengesetzt, so dass man dort in angenehmer Atmosphäre essen kann und dennoch Ecken hat, in denen sich die Schüler und Schülerinnen zurückziehen können. Die Erzieher sorgen dafür, dass jeder Zeit Wasser für Schüler und Schülerinnen bereitstehen und das Obst als Zwischenmahlzeiten angeboten werden können. Sie beaufsichtigen die Schüler und intervenieren im Falle von Handgreiflichkeiten ein. Wenn ein Schüler also keine Lust hat, was zu lernen, kann er sich hierher zurückziehen und den Unterricht sausen lassen. Dadurch würde er die anderen nicht stören.

Nehmen wir Klaus als Beispiel. Er hat keinen Bock bei Peterson im Unterricht zu sein, der Lehrer kann ihn nach seiner Ansicht eh nicht ausstehen und hat ihn auf dem Kiecker; und Mathe hat er eben noch nie verstanden. Dort schreibt er seit zwei Jahren nur noch seinen Namen auf die Klassenarbeit. Die Stunden verbringt er nur noch im Freizeitbereich. Stefan und André, seine Kumpels sind auch lieber hier. Die PSP (Spielekonsole) läuft heiß und sie spielen über Kabel zusammen. Die nächste Stunde wäre Deutsch gewesen, da wollen sie auch nicht hin und Englisch ist auch doof. Plötzlich springt aber André auf, sagt was von Freundin, die im E-Kurs- Englisch sitzt, wo er jetzt hin will.

Nein, so funktioniert das nicht, spulen wir nochmals zurück. So würde Klaus nie wieder eine Stunde Mathe besuchen und dann wäre er irgendwann nur noch aufbewahrt, bis er erwachsen und ohne Abschluss die Schule verlässt. Wenn die Schule einem Schüler die Option lässt, dass er sich aus dem Unterricht ausklinkt, wenn er nicht mehr will, dann muss er auch die Option erhalten, sich wieder einzuklinken, wenn er feststellt, dass er doch was lernen will. Das bedeutet, wir bräuchten für die Schüler statt Unterrichtsstunden, Basiseinheiten und Erweiterungseinheiten, so dass die Schüler, die sich für das eine Fach nicht mehr interessieren können, weil sie da nix verstehen, den Stoff nochmals nachholen können.

Klaus hängt schon seit Wochen im Freizeitbereich rum. André hat eine neue Freundin, sie besucht den Basismathekurs. Er ist mal mitgegangen und fand die Lehrerin ganz nett. Überhaupt versteht er seit Wochen zum ersten Mal, was da erklärt wird. Er weiß noch immer nicht, wofür er das Zeug lernen soll, aber wegen Vera will er zumindest versuchen, dass er bei der Lernstandserhebung gut abschneidet. Ihn stört nur, dass alle im Kurs jünger sind als er. …

Nein, so kann das auch nicht funktionieren, damit würde Klaus weiterhin hängen bleiben, weil er keinen Anreiz hat, sich den Unterricht nochmals anzusehen. Wenn tatsächlich Basislerngruppen eingeführt werden, dann müssen sie altersunabhängig besucht werden können, Gleiches gilt für die Erweiterungskurse. Die altersgemischten Gruppen verhinderten zum einen das Gefühl der Scham, würde zum anderen auch zur gegenseitigen Hilfe und zur Erlangung von entscheidenden Sozialkompetenzen führen. Gleichzeitig kann auch ein Kind dann wieder integriert werden, wenn es das Gefühl hat, dass es nun bereit ist dazu.

Allerdings lässt sich das mit dem Fächerkanon nicht aufrechterhalten, denn die Aufteilung in Fächer lässt wenig Spielraum für die Motivation. Hat ein Schüler mit einem Fach seine Schwierigkeiten, dann wird er unter Umständen dem Fach keine weitere Chance einräumen. Wenn er hingegen mit einem Projekt (welches insgesamt 4 oder 6 Wochen umfasst) nicht zurechtkäme, könnte er dieses Projektthema ausgrenzen. Das heißt, anstatt den Unterricht in Fächer zu unterteilen, kann man Themenblöcke, Epochen (wie es Montessori nannte) oder Projekte festlegen.

Stefan schwärmt vom Projekt „Römer“, als er in der Pause auf Klaus trifft. Der sitzt noch immer an seiner PSP und versteht Stefan nicht. Stefan erklärt ihm gerade, dass sie ein römisches Mosaik für den Schulhof planen und erklärt ihm, welche 1000 Schritte dafür notwendig sind, bis die einzelnen Steine genau an dem Punkt hingelegt werden, denn sie in seiner Arbeitsgruppe festgelegt haben. Klaus fragt, was denn die Römer und das Mosaik miteinander zu tun hätten. Stefan erklärt, dass sie im Projekt „Römer“ die wichtigsten Aspekte der römischen Kultur besprechen, deren Spuren noch heute in unserer Kultur zu finden sind. Dann habe der Lehrer die Aspekte aufgeteilt und daraus Projekte gemacht, die von den Schülern gewählt werden konnten. Eigentlich wollte er zu den Gladiatorenkämpfen, aber bei der Mosaikgruppe sei auch Andrea dabei und …

 Wenn man sich ein solches Vorgehen vorstellt, dann bräuchte es entweder mindestens zwei Lehrkräfte, die für die Schüler mit Rat und Tat zur Seite stehen oder Gruppenhelfer. Dies wäre aber von der Gruppengröße und vom Alter der einzelnen Gruppenmitglieder abhängig. Solche Projekte ließen es zu, dass man entlang am Curriculum der Fächer arbeitet, indem man sich überlegt, wie diese einzelnen Inhalte der Fächer zusammengebunden werden können und in „lebensnaheren“ Projekten ihren Widerhall finden können, welche Kompetenzen gefördert werden sollen und wie das funktionieren kann. Dann kann man verschiedene Fachlehrer so verteilen, dass sie gemäß ihrer Kompetenzen in den Projekten mitwirken und die Schüler bei ihren Lernphasen unterstützen können.

Klaus will von seiner PSP nicht weg, ihm sagt nichts davon zu. Sobald er die Liste mit den Projekten am Schwarzen Brett sieht, schaltet er auf Chillmodus. Wieso seine Kumpels sich von dem gemütlichen Sofa entfernt haben, weiß er auch nicht. Ihm ist das alles egal. Er will mit sich und seiner PSP in Ruhe gelassen werden. …

Wenn sich in der Schule auch dann Kinder isolieren und allein im Freizeitbereich zurückbleiben, dann hat die Institution die Aufgabe, herauszufinden, warum das so ist. Hierfür sollte zum einen ein Beratungslehrer als unmittelbare Bezugsperson zur Verfügung stehen. Für diese Aufgabe sollte in der gesamten Laufbahn im günstigsten Fall derselbe Lehrer zur Verfügung stehen, der nicht mehr als 5 Schüler betreut. Seine Aufgabe ist es, die Lernerfolge des Schülers zu dokumentieren und seine Projektentscheidungen mit ihm zu besprechen.

André lässt sich neben Klaus fallen und berichtet ihm, dass er für vier Wochen in einer Versicherungsgesellschaft in der Nähe der Schule sein zweites Berufspraktikum machen wird. Sein Vater meinte, dass sei ein solider Beruf und er solle sich den doch mal ansehen. Schaden könne es ja nix, habe sein Coach gesagt. …

Es gehört zu den Aufgaben des Beratungslehrers, den langfristigen Entwicklungsweg des Kindes im Blick zu behalten sowie ihm die beruflichen Möglichkeiten aufzuzeigen. Dabei sollte ab dem 14. Lebensjahres jedes Jahr ein Berufspraktikum absolviert werden, welches in unterschiedliche Bereich falle: Soziales, Technik, Handwerk, Dienstleistung, etc.

Falls aber die Haltung des Kindes, sich dem Schulleben zu entziehen, über einen längeren Zeitraum anhält, ist eine Beratung oder ein Gespräch durch den Schulpsychologen möglich. Dabei sollte das Ziel nicht sein, zu indoktrinieren, sondern zu ermitteln, wie dem Schüler geholfen werden kann, ob es sich um eine „normale“ Entwicklungsphase handelt oder ob beim Schüler im Hintergrund ernstzunehmende Probleme seinen Rückzug bestimmen.

Nach zwei Sitzungen beim Schulpsychologen Berg stellte sich heraus, dass Klaus sich überfordert fühlte, sich ständig auf all die fremden Gesichter einzulassen. Der Psychologe erklärte dem Beratungslehrer, dass Klaus sich verloren fühlte, weil er auch in seiner Familie nicht das Gefühl habe, geborgen zu sein. Entwicklungsprozesse würden eben keine Beachtung finden …

Unterschiedliche Projekte oder ein offenes Kurssystem können sehr motivierend sein, dennoch kann sich das ein oder andere Kind verlieren, wenn es sich häufig auf neue Menschen einlassen muss. Es wäre zu erwarten, dass sich Interessensgemeinschaften entwickeln werden, dennoch würde es sich empfehlen, jedes Kind einer altersgleichen (und damit bis zum Schluss schulbegleitenden) Stammgruppe zu zuordnen, die von Beratungslehrern geleitet wird. Diese Stammgruppen haben in den ersten Wochen sowie in den letzten Wochen eines jeden Schuljahres gemeinsam Unterricht, tauschen Erfahrungen miteinander aus, vertiefen in der Zeit Sozialkompetenzen durch entsprechende Trainings und nutzen die Zeit für Gruppenfahrten, Auslandserfahrungen, Besprechungen des nächsten Schuljahres oder ähnliches mehr.

Klaus versucht noch immer seiner Tante zu erklären, dass er nicht im Fach Deutsch unterrichtet wird und er deswegen auch nicht weiß, was er da für eine Note hat. Oma Trudel fragt ihn zum 3. Mal nach seinem Zeugnis und Klaus kommt ins Schwitzen. Schließlich habe jeder Noten und jeder Zeugnisse, was er denn lerne, wenn er nicht mal Noten habe?

Natürlich schließt sich hieran die Frage nach den Noten, nach den Zeugnissen und nach Prüfungen an. Ob Noten, Zeugnissen und Prüfungen sinnvoll sind, sei dahingestellt, denn wir haben dieses System und müssten für deren Aufhebung eine Möglichkeit des Übergangs finden. Denkbar wäre es, dass man in den Stammgruppen für Jahrgangsabschlussprüfungen lernen kann. Aus den Inhalten der Projekte würde dann ein gemeinsamer Prüfungsinhalt geschaffen, worauf sich die Lehrer im Vorfeld (vorangegangenes Schuljahr) geeinigt haben. Diese Abschlussprüfungen in Form von mündlichen und schriftlichen Tests, eventuell auch in Form von Portfolios müssten entsprechend nach Gewichtung wieder Fächern oder zumindest nach Bereichen sortiert sein. Eine Sortierung nach Bereichen ließe sich transparenter für die Schüler und Eltern darstellen, wäre für die Wirtschaft nützlich, fügte sich allerdings am wenigsten in das derzeitige Schulsystem ein. Das Abschlusszeugnis würde durch ein Portfolio ersetzt, dass die Entwicklung und die Neigung des Heranwachsenden deutlich repräsentiert. Dies setzt voraus, dass diese Form von der Wirtschaft angenommen werden würde.

Fazit: Dieses Gedankenexperiment zeigt lediglich eine mögliche Perspektive auf, wie sich die Freiwilligkeit des Lernens auf unser derzeitiges Schulsystem auswirken könnte. Was es dafür zu berücksichtigen gälte. Das für den Lehrer dann die Arbeit einfacher würde, ergibt sich daraus, dass nicht immerzu der Wille eines Kindes gebrochen werden müsste, wenn es den Lerninhalt als Aufgabe nicht annehmen wollte. Anfänglich würden sicherlich viele Kinder diese Freiwilligkeit in Form von Entzug ihres Lernwillens nutzen, aber schon nach anfänglichem Chaos und Chillen könnte sich die Neugier und der Wunsch nach Lernen durchsetzen. Selbst, wenn sich dann ein Kind mal entzöge, ließe sich das durch das System vermutlich schneller auffangen.

Zurück aus dem Gedankenexperiment stellt sich die Frage noch immer, wie man ein Umdenken mit diesen Dimensionen in kleinen Schritten vollziehen will. Eine Freiwilligkeit des Unterrichtsbesuches und letztlich die Chance, zu lernen, was jemand anders als Lerninhalt, als Lerngegenstand anbietet kann nur mit einem offenen Angebot ermöglicht werden. Es braucht ein System, in dem ein Lerner die Entscheidung treffen kann, jetzt zu lernen und dann an der Stelle auch ein Angebot findet. Selbst aber im freiesten System gibt es Verbindlichkeiten, Rahmenstrukturen und Absprachen. Wie frei also ist freiwilliges Lernen in unserer Gesellschaft, solange wir Schulen brauchen, um die Kinder versorgt zu wissen, sobald die Eltern arbeiten gehen?

Wie viel Freiraum ist nötig.

Wie viel Freiraum ist möglich?

Das ist zu diskutieren …

Offener Brief an Frau Merkel

Sehr geehrte Frau Merkel,

Sie erledigen einen Job, um den ich Sie wenig beneide, allerdings in einer Form, die in mir die Frage aufkeimen lässt, ob Sie diesem Job gewachsen sind. Dass die Möglichkeit, etwas tun zu können, nicht zwingend voraussetzt, dass man das auch tun sollte, zeigt sich an zahlreichen modernen Erfindungen, die nicht zum Wohle der Menschheit genutzt werden.

Ich gehe davon aus, dass Sie intelligent genug sind zu erkennen, dass Deutschland zwar ein tolles Klima bietet, doch aber im Großen und Ganzen über wenig Bodenschätze verfügt, die sich abzubauen lohnen. Deutschland ist von außen betrachtet reizvoll, weil hier Lebensmittel auf dem Feld wachsen können und wir so viel produzieren, dass wir es sogar wegwerfen. Von innen betrachtet, mangelt es zunehmend an Zukunftsperspektiven, wohingegen die Armut dank Ihrer Politik zunimmt.

Wenn man mir die Frage stellte – und das tut keiner, da ich ja nicht so berühmt bin, dass ich es sagen könnte – was denn nun diesem Land helfen könnte, dann würde ich sagen: Nach Möglichkeit ALLES in die Bildung und Familienpolitik investieren. Ja, wozu sollen wir uns denn im Ausland verteidigen? Wozu brauchen wir diese ganzen Subventionen, wenn Lebensmittel weggeworfen werden? Wozu Straßen und neue Schilder? Wenn wir nicht die einzige Ressource, die wir haben, pflegen, ist es ohnedies nutzlos. Gut, ich bin realistisch genug, dass Sie sagen werden: „ALLES? Sie sind nicht bei Trost!“ Okay, ich weiß, dann weinen die Männer im Bundestag, wenn man ihnen die Jagdbomber wegnimmt. Ist auch viel wichtiger als eine neue Schule.
Sagen wir die Hälfte! Nehmen Sie nur die Hälfte von allen Steuereinnahmen.
1. Setzen Sie das Personal in Jugendämtern hoch, passen Sie die Löhne an die Verantwortung, die Sie tragen, an und kürzen Sie den Verwaltungskram um die Hälfte.
2. In jede Familie mit mehr als zwei Kindern gehört eine Hilfe hinein, die am Anfang Probleme auffängt, bevor es eskaliert. Erst wenn deutlich wird, dass die jungen Eltern ohne Hilfe auskommen, wird die Hilfe rausgenommen.
3. Setzen Sie die ersten sechs Lebensjahre des Kindes ein Elternteil als Arbeitskraft für die Gesellschaft aus, ab der Schulpflicht sollte kein Elternteil in den Ferien arbeiten müssen, es sei denn, die 2. Hälfte arbeitet nachweislich nicht.
4. Ergotherapie, Logopädie und Spieltherapie wenn nötig für jedes Kind verordnen lassen.
5. Stellen Sie sich vor: In Schulen arbeiten doppelt so viele Lehrer, im ausgebauten Freizeitbereich betreuen Erzieher Kinder von arbeitenden Eltern, wenn Stunden entfallen.
6. In jeder Schule sollte es für Lehrer die Möglichkeit zur Supervision geben und auf je 100 Schüler wird ein Sozialpädagoge eingestellt. Schulmaterialien werden von der Staatskasse getragen.
7. Die Schulen werden technisch anspruchsvoll mit Smartboard und Beamer ausgestattet. Für die Wartung steht ein Techniker zur Verfügung.
8. Für den Verwaltungsapparat wird ein Verwaltungsfachangestellter eingestellt.
9. Jeder Lehrkraft wird ein Arbeitsplatz mit Computer und Regal in der Schule ermöglicht.
10. Die Schulgebäude werden kernsaniert und insgesamt lebensfreundlicher, schulgerechter abgestimmt.
11. Es wird Geld in die Forschung investiert, wie am besten die Kinder zu beschulen sind und diese Konzepte werden schnell und wenig bürokratisch umgesetzt – denn, Frau Merkel, es gibt richtig gute voll funktionierende Schulkonzepte, die leider nicht flächendeckend in Deutschland umgesetzt werden.
Das allein wären alles Schritte in die Richtung, die die Deutschen nicht nur von einer Vergangenheit träumen lassen: „Einst waren wir das Volk der Dichter und Denker“. Sie würden eingehen als die berühmte Kanzlerin, die nicht nur die erste Frau im Amt war, sondern die den Mut hatte, ein Volk zu verändern. Aber richtig, ich vergaß. Der erste Teil des Satzes genügt ihnen, bei dem zweiten Teil setzen Sie mehr auf: „…, sondern die Frau, die sich bequem in die Fußstampfen eines Bundeskanzlers setzte, der für seine Aussitztaktik berühmt wurde.“
Gut, ein letztes Angebot, Frau Merkel: Investieren Sie vom Bruttosozialprodukt das Doppelte vom bisherigen Umfang in die Bildung und in die Familiepolitik. Das ist dann nicht so viel, aber wir könnten mit Ländern wie Schweden, Dänemark gleichziehen und uns überlegen, ob es zumindest zum sanieren der Schulen genügt; vielleicht können wir auch aus jedem zweiten Kind statt eines finanziellen Desasters für dessen Generation eine lebensfähige Arbeitskraft machen.
Ja, da wird eine Menge in Zukunft geschehen. Ich rüste meine Kinder, dass sie nicht hier leben müssen, Frau Merkel. Ich will nicht, dass meine Kinder unter Ihrer Politik und der Ihrer Genossen leiden müssen, als wir unter Kohl und Ihresgleichen! Sehen Sie sich die Katastrophe in Nordafrika an, diese Katastrophe ereilt dieses Land in wenigen Jahren auch, denn das Regime spielt keine Rolle. Es ist der Kapitalismus, der uns Menschen ins Gesicht lacht und unsere hässlichsten Charakterzüge offenbart. Ja, ich glaube, dass die Menschen in Frieden miteinander leben könnten, wenn sie nicht fürchten müssten, dass sie bestohlen werden, weil ein anderer schneller war. Das es auch anders geht, leben uns die Kulturen vor, die in den kälteren Zonen Europas leben.
Ich gebe zu, ich habe Sie nicht gewählt, sogar ziemlich radikal links war mein Kreuz, denn letztlich es egal, wenn ich von den Parteien wähle. Sie alle sind gleich, Sie alle sind gierige machtkorrupte Geier. Was also bleibt, als Piraten zu wählen, was also bleibt, als irgendwann das Licht an der Bühne zu löschen und zu gehen. Sorgen Sie also dafür, dass ich mir den nächsten Akt in Deutschland ansehe, sonst muss ich gehen. Ja, vermutlich ist meine Meinung und mein Einzelschicksal für Sie belanglos, doch in der Masse wird es ein gesellschaftliches Thema und dann vielleicht werden Sie wach und gucken, wie viel Machtgier kann ich diesem Druck entgegensetzen.
Ich bin froh, dass ich nicht ihren Job zu erledigen habe, aber ich bin sicher, ich würde mein Leben in den Dienst des Allgemeinwohls stellen und würde mein Bestes versuchen. Aber ich hab mit dieser Macht auch noch nicht geschlafen!
S. Hermann-Schenk